Wenn wir alle in ca. drei Wochen wieder leicht bekleidet im Garten herum springen, dann juckt es sicher gewaltig in den Fingern. So mancher wird dann freudig beginnen die Bohnen auszusäen, nur um weitere drei weitere Wochen später überrascht festzustellen, dass es sogar im Mai noch frieren kann. Was soll’s? Man kann sich neues Saatgut kaufen und wenn es ganz schlimm kommt, dann kauft man sich die Zutaten für das Chili eben im Bioladen.
Für die Leute in der Bronzezeit war das etwas schwieriger. Wenn die sich einen kapitalen Fehler beim Aussaattermin erlaubt haben, dann war da kein Bioladen. Sie sind verhungert – und mit ihnen ihre ganze Familie.
Zum Glück waren Deine und meine Vorfahren schlauer. Offensichtlich haben sie es geschafft nicht zu verhungern – zumindest nicht bevor sie Nachwuchs gezeugt hatten, sonst gäbe es uns ja nicht.
Im Jahr 1999 machten zwei Raubgräber auf dem Mittelberg nahe Nebra einen Fund, der erklären könnte, wie unsere Vorfahren den richtigen Zeitpunkt für die Aussaat im Frühjahr ermittelt haben.
Auf den ersten Blick sieht die Himmelsscheibe von Nebra aus, als habe der bronzezeitliche Künstler einfach nur Sonne Mond und ein paar beliebige Sterne abgebildet. Interessanterweise fällt Hobbyastronomen aber auch sofort der Sternhaufen auf. Obwohl weder die Positionen im Sternhaufen selbst noch die der umgebenen Sterne mit der Realität übereinstimmen, denkt man unweigerlich an die Plejaden.
Es gab eine große Anzahl unterschiedlicher Deutungen der Himmelsscheibe von Nebra. Für Hobbyastronomen war relativ schnell klar, dass das ein Gerät ist, das als Kalender verwendet werden kann. Soweit ich das einschätzen kann, ist dies inzwischen auch die Ansicht der meisten Archäologen.
Insbesondere die beiden später hinzugefügten Horizontbögen am Rand (nur einer ist erhalten) deuten darauf hin, dass die Scheibe nicht nur ein sakrales oder künstlerisches Objekt war, sondern dass es tatsächlich astronomisches Wissen enthält. Die Horizontbögen überstreichen jeweils einen Winkel von gut 82 Grad. Das ist genau der Winkel, um den sich auch der Sonnenaufgang und Sonnenuntergang im Laufes des Jahres in Sachsen-Anhalt am Horizont verschiebt.
Nach der aktuellen Deutung diente auch schon die ursprüngliche Gestaltung der Scheibe praktischen Zwecken. Die Scheibe diente als Erinnerungshilfe für zwei wichtige Termine. Wenn die Plejaden in der Abenddämmerung vor ihrem Untergang gerade noch zu sehen waren (Mitte März), war die Zeit für die Frühjahrsbestellung gekommen. Wenn der Untergang der Plejaden gerade noch in der Morgendämmerung zu beobachten war (Mitte Oktober), wurde es Zeit sich auf den Winter vorzubereiten.
Die Abbildung von Vollmond und Mondsichel könnte ein Hinweis auf Konjunktionen des Mondes mit den Plejaden sein. Kommt es zum Frühjahrstermin zu einer solchen Konjunktion, dann ist eine schmale zunehmende Mondscheibe zu sehen; bei einer Konjunktion zum Herbsttermin ist der Mond voll.
Bildnachweis:
Das Foto der Himmelsscheibe von Nebra stammt vom Wikipedia-Benutzer Dbachmann. Es steht wahlweise unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation oder unter der Creative Commons Lizenz by-sa 3.0.
Nebenbei ein Wort an meinen Gesetzgeber: Es ist sinnlos, ja, es ist sogar dumm und gefährlich Gesetze zu verabschieden, die von den Bürgern nicht verstanden werden. Obwohl ich mich sehr eingehend in die Materie eingelesen habe, verstehe ich nicht, ob ich das Foto der Himmelsscheibe von Nebra hier veröffentlichen darf oder nicht. Obwohl die Scheibe schon vor 3600 Jahren öffentlich zur Schau gestellt wurde und daher meiner Ansicht nach vor ca. 3530 Jahren das Urheberrecht abgelaufen ist und das Werk gemeinfrei wurde, beansprucht das Land Sachsen-Anhalt die Abbildungen der Scheibe zu kontrollieren und Lizenzgebühren für Verwendungen geltend zu machen. Lustigerweise veröffentlicht die Wikipedia genau neben dem beschriebenen Sachverhalt im Artikel editio princeps ein GFDL und CC lizenziertes Foto der Scheibe. Da ein Artikel über die Funktion der Himmelsscheibe von Nebra ohne eine Abbildung derselben völlig sinnlos wäre, lasse ich es jetzt mal drauf ankommen.
Weblinks:
Hallo
letztendlich geht es wohl darum, immer wieder nur Errinnert zu werden…ob es ein Computer ist oder so eine Himmelsscheibe. Wichtig ist, das man sich dann mit so einen Artefakt dann Orientieren kann um zu überleben. Also bisher hats ja geklappt, sonst hätten es die 5 Milljarden Menschen bis ins Jahr 2010 wohl nicht geschafft. Aber langsam kommen mir auch die Zweifel, ob das in Zukunft so noch weitergehen wird, wenn die Gesetze vom “Geistigen Eigentum” so umsichgreifen.
Vor langer Zeit, als es noch große Wälder mit Mooren gab, wäre man mit Ihnen einfach dort hineinspaziert und hätte sie dann allein dort stehen gelassen, samt ihrer Meinung.
Heute wird sich Fachgerecht bei Gericht…
Danke für deinen Mut zu Veröffentlichen und uns immer wieder daran zu errinnern, wie es normal geht, bzw. das irgendwas hier nicht stimmt oder besser geagt, schiefläuft.
MfG Herr Schmidt
Das Land Sachsen Anhalt hat kein Interesse an Linzenzgebühren die von den machern der himmelsscheibe nach eigenem Gusto genemigt oder Verworfen werden. Meine Anfrage zur Veröffentlichung hat man ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Es wird also nicht auf Lizensgebühren Wert gelegt, sondern mit diesem Instrument eine wissenschaftliche Diskussion abgewürgt.