Konventionelles Bio-Geflügel

Wenn man die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe seiner Umgebung mit etwas Interesse verfolgt, dann stellt man sich manchmal die Frage, wie Ökoprodukte zunehmend die Supermarktregale erobern können, während kaum ein Betrieb seine Produktion auf “Bio” umgestellt hat.

Eine mögliche Antwort gibt einer der größten Bio-Geflügelhöfe der Republik. Zwei Tage vor Heiligabend stufte das NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) das gesamte Geflügel des Bioland-Geflügelhofs von Berthold Franzsander wegen Verwendung konventioneller Futtermittel auf den Status “konventionelle Ware” zurück (Pressemitteilung des LANUV). Letzten Donnerstag (22.1.2009) hat das LANUV nun auch der Vermarktungsfirma, die vom selben Inhaber geführt wird, den Handel mit Ökoprodukten für die Dauer von 2 Jahren untersagt. Die Firma war der Vorgabe, ihre Kunden unverzüglich zu informieren und die Biokennzeichnung von der Ware zu entfernen, nicht ausreichend nachgekommen (Pressemitteilung des LANUV).

Ich möchte nun gar nicht die Informationspolitik unseres Gemüsekisten-Lieferanten anprangern. Auch wenn er diesen Fall etwas verharmlost, in der Regel sind die Informationen vorbildlich. Es wird sicher auch niemand sterben, nur weil er auf dem Oktoberfest ein konventionell gemästetes Bio-Huhn gegessen hat. Trotzdem fragt man sich wie es sein kann, dass ein Bioland-Betrieb, der pro Jahr 180.000 Hähnchen aufzieht, der 900.000 Küken für andere Kollegen ausbrütet, der bundesweit tausende Puten, Gänse, Enten und Perlhühner verkauft nur ein Mal im Jahr kontrolliert wird? Auch der Hinweis von Bioland, dass sie die Frequenz nun verdoppeln wollen, beruhigt mich nicht im Geringsten.

Die gesamte Biobranche gerät langsam völlig aus den Fugen! Die Leidtragenden sind vor allem kleine Bauern, die sich täglich den Arsch aufreißen und dann wie ein Hammer von so einem Skandal getroffen werden. Zufällig kenne ich einen der Bio-Bauern sehr gut, die vor einigen Jahren unverschuldet in den Strudel dieses unsäglichen Nitrofen-Skandals geraten sind – echt schlimm sowas. Deshalb hier gleich noch ein wenig Werbung für den wackeren Geflügelhalter, der unsere Weihnachtsgans aufgezogen hat. Er wirtschaftet zwar konventionell, dafür kann man sich bei ihm wenigstens jederzeit selbst ansehen, wie seine Gänse frei auf der Weide herumschnattern.

Weblinks:

3 Kommentare zu Konventionelles Bio-Geflügel

  • Ich bin mittlerweile wirklich schon sehr skeptisch, was Bio-Produkte betrifft. Ob sie gesünder sind, soll jeder für sich selbst entscheiden, das ist wohl eine Glaubensfrage. In Tests schneiden die Produkte in Supermärkten und Bio-Supermärkten jedenfalls oft nicht gut ab, was die Qualität betrifft.

    Dazu kommt noch, dass die Herstellungsmethoden oft nicht den geforderten Standards entsprechen. Der oben erwähnte Bio-Geflügelhof ist ja kein Einzelfall. Ich denke, dass einem das zumindest zu denken geben muss, wenn man mit den höheren Preisen von Bio-Produkten konfrontiert ist. Wenn man natürlich ab Hof kaufen kann und die Haltungsbedingungen von den Tieren ansehen kann, ist das wieder etwas anderes.

  • Uschi

    Ich kann mich da nur anschließen. Früher war es einfach so, dass man sich bei Gemüse für ein Biogemüse entschieden hat, auch wenn es etwas teurer war. Heute wird mir die ganze Sache aber einfach zu groß. Ich glaube, dass es wirklich sehr viele schwarze Schafe in dieser Branche gibt die einfach das große Geld riechen und bei den wenigen Kontrollen ist die Chance sehr gering, dass man sie erwischt. Ich bin vor langer Zeit schon umgestiegen und ich kaufe meine Ware auch direkt vom Bauern. Kostet zwar ein paar Euro mehr, aber ich weiß, dass es frisch ist und das die Gans oder sonst was richtig gehalten wurde.

  • Gerade bekam ich eine nette Mail mit dem Hinweis, dass man bei dem Link zu Nalesinskis Weidegänsen gar keine schnatternden Gänse sehen kann. Stimmt nicht, man muss nur etwas suchen. Leider ist die technische Umsetzung der Webpräsenz – wie soll ich sagen – grausam, aber das macht mir die Nalesinskis fast noch etwas sympatischer. Man findet jedenfalls Bilder von schnatternden Enten unter dem Menüpunkt “Wir über uns“. Leider ist es nicht möglich direkt auf diesen Frame zu linken.

Hinterlassen Sie eine Antwort

 

 

 

Sie können diese HTML Tags verwenden

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>

Beachte bitte, dass wir Links in Kommentaren nicht in jedem Fall veröffentlichen können. Näheres dazu findest Du in unseren Regularien.