Naja, wenn man manche Aufrufe zur Zeichnung der Petition “Arzneimittelwesen – Keine Umsetzung des EU-Verkaufsverbotes für Heilpflanzen vom 20.09.2010” liest, dann könnte man tatsächlich den Eindruck gewinnen, es ginge um die Verhinderung eines generellen Verbots von Heilpflanzen. Das ist natürlich völliger Quatsch. Allerdings kann ich auch nicht genau sagen, wie sich die geplante “Europäische Richtlinie zur Verwendung Traditioneller und Pflanzlicher Medizinischer Produkte” (THMPD – für “Traditional Herbal Medical Product Directive”) in der Praxis auswirken wird. Näheres kann zum Beispiel hier nachgelesen werden.
Hier bei uns ist die Meinung zu dieser Petition geteilt. Mailin hat sie gezeichnet, ich nicht. Meine Begründung ist kurz gesagt, dass ich keine Petition zeichne, bei der ich mir nicht ganz sicher bin, was ich davon halten soll.
In diesem speziellen Fall sehe ich bei der Kontrolle pflanzlicher medizinischer Produkte tatsächlich Handlungsbedarf. Wenn man sieht, was für ein hahnebüchener Stuss in manchen Werbeanzeigen für solche Produkte versprochen wird, kann man nur verständnislos mit dem Kopf schütteln. Andererseits sehe ich aber auch die Gefahr, dass kleine Hersteller in Zukunft nicht mehr in der Lage sein werden, solche Produkte herzustellen, weil sie sich die aufwändigen Tests nicht leisten können.
Der Zulauf zu dieser Petition ist auf alle Fälle beachtlich. Wenn das bis morgen so weiter geht, dann könnte sie den Rekord der Zensursula Petition glatt übertreffen. Damals gab es 134014 Zeichner. Die Petition “Keine Umsetzung des EU-Verkaufsverbotes für Heilpflanzen vom 20.09.2010” hat im Moment ziemlich genau 100000 Zeichner. Die Mitzeichnungsfrist läuft morgen ab.
Ich fürchte, es wird – wieder einmal – zu viel reglementiert. Die EU kennt diesbezüglich ja keine Grenzen. Man denke nur an die arme Gurke, die erst seit Kurzem wieder etwas krumm wachsen darf.
Und dass sich hier die Pharmariesen noch mehr Einfluss sichern wollen, ist ja wohl auch Hintergrund der Geschichte.
Liebe Grüße, Margit
Es sieht tatsächlich so aus, als würden sie die Reglementierung wieder einmal stark übertreiben. Und ich bin auch sicher, dass die Lobbyisten der großen Pharmafirmen bei der Formulierung der Richtlinie ihre Hand im Spiel hatten.
Andererseits ist der Markt für “pflanzliche Medikamente” aber eben inzwischen auch von Geschäftemachern verseucht. Keine Frage, es gibt dort massenweise redliche und verantwortungsvolle Hersteller. Leider findet man bei einer allgemeinen Recherche im Internet aber erst mal vorwiegend die schwarzen Schafe. Die versprechen dann z.B. (ich werde die hier natürlich nicht verlinken):
* Heilung von Depressionen
* Heilung von Diabetes, Rheuma, Krebs, …
* Penisverlängerung um bis zu 7 Zentimeter
* Hinauszögern der Menopause um bis zu 10 Jahre
* usw. usw.
Natürlich alles “rein pflanzlich”. Und die Zusammenstellung der Inhaltsstoffe beruht natürlich auch auf altem chinesisch-homöopathisch-schamanischem Wissen, im Übrigen ist das Rezept aber ein Betriebsgeheimnis…
Wer sich zum Beispiel irgendein ungeprüftes Medikament gegen Schwangerschaftsbeschwerden einwirft, hat doch wohl den Schuss nicht gehört.
Den Konsumenten ist offenbar oft nicht klar, dass pflanzliche Wirkstoffe wirklich wirken. Wirkungen sind immer auch mit Nebenwirkungen verbunden und die Konzentration solcher Wirkstoffe in Pflanzen schwankt extrem.
Ich finde es daher schon in Ordnung, wenn Medikamente mit potentiell gefährlichen pflanzlichen Inhaltsstoffe unabhängig geprüft werden. Die genaue Angabe der Inhaltsstoffe halte ich bei Medikamenten (wie auch bei Lebensmitteln) für eine Selbstverständlichkeit.
Das klingt ja komisch. Ich würde sagen, da muss man abwarten und sehen, was wirklich passiert.
Also, ich habe bei Scienceblogs und WissensLogs nachgelesen und mir meine Meinung gebildet. Diese Petition hätte ich schon wegen des Argumentations-Stils nicht mitgezeichnet.
Och, das ist doch noch harmlos ;-) Ich bin bei meiner Recherche auf einem Stapel Youtube-Videos gestoßen, die heftig gegen den Codex Alimentarius wettern. Bei den ganzen Phrasen, die dort gedroschen werden, fragt man sich immer wieder allen Ernstes, ob das vielleicht satirisch gemeint ist. Siehe zum Beispiel dieses.
Das mildert aber natürlich keineswegs meine Befürchtung, dass mit der geplanten Richtlinie kleine Hersteller aus dem Markt gedrängt werden (sollen).
etwas Aufklärung:
http://www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/1/dubiose-aktion-fuer-heilkraeuter/
http://www.netzpolitik.org/2010/ich-habe-uber-das-problem-auf-internetseiten-gelesen-die-die-wahrheit-schreiben
(plus die Kommentare)
Mir war der Text der Petition gleich ziemlich suspekt. Und dass in der Petition das Datum des Inkrafttretens der Richtlinie falsch angegeben ist, ist schon ziemlich peinlich.
Auf der anderen Seite ist die Häme (und die Beleidigungen), die jetzt in einigen Blogs und Foren über die Zeichner ausgeschüttet werden, ebenfalls ziemlich peinlich. Offenbar haben sich die meisten Autoren nicht wirklich damit beschäftigt, worum es eigentlich geht. Wenn ich die verlinkten Zeitungsartikel richtig verstehe, dann verschärft sich die Situation für kleine Hersteller zum 30.4.2011 tatsächlich. Sie müssen nämlich nachweisen, dass die Arzneimittel keine Veränderungen im Erbgut auslösen (Quelle: TAZ) und die Arzneimittel müssen registriert sein (Quelle: Spiegel).
Wie gesagt, ich finde beides OK, aber man ist ja nun nicht wirklich ein “Depp”, wenn man das anders sieht.
Ich fürchte es gibt(gab hier ein gaaanz gewaltiges Strohfeuer.
siehe z.B. auch…
http://blog.esowatch.com/?p=2517
http://www.taz.de/1/zukunft/konsum/artikel/1/dubiose-aktion-fuer-heilkraeuter/
http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,728471,00.html