Hornspäne

Die Wikipedia definiert Hornspäne als einen Dünger, der aus dem Horn und den Hufen von Schlachttieren gewonnen wird. Ganz stimmt das nicht, denn das bisschen Hornspäne, das wir im Garten einsetzen stammt von den Hufen lebender Tiere.

Hufspäne

Bei der Hufpflege angefallene Hufspäne

Vor ein paar Tagen war der Hufschmied (heißen weibliche Hufschmiede eigentlich Hufschmiedinnen?) da und sie hat unsere Pferde ihrer regelmäßigen Pediküre unterzogen. Da die Dame recht häufig kommt, fällt dabei nicht besonders viel Hornspäne an, aber es reicht um damit die Kübel im Garten zu düngen.

Hornspäne (bzw. Hornmehl), dass im Handel erhältlich ist, stammt natürlich tatsächlich von den Hörnern und Hufen geschlachteter Tiere. Da diese Teile der Tiere nicht mehr zu Knöpfen verarbeitet werden, nutzt man sie heute in geschroteter oder gemahlener Form als Düngemittel.

Horn besteht zu einem überwiegenden Teil aus Keratin. Dieses Faserprotein kommt bei Tieren sehr häufig vor. Es bildet zum Beispiel die Haare, Nägel, Krallen, Klauen, Stacheln (Igel) der Säugetiere oder die Schnäbel und Federn der Vögel oder auch die Hornschuppen und Panzer der Reptilien. Sobald das Tier stirbt beginnen Mikroorganismen das Keratin abzubauen und die darin enthaltenen Nährstoffe frei zu setzen.

Bei den freigesetzten Nährstoffen handelt es sich in erster Linie um Stickstoff (etwa 14 Prozent). Darüber hinaus enthält Hornspäne etwa zwei Prozent Schwefel, jeweils weniger als ein Prozent Phosphor und Kalium sowie verschiedene Spurennährstoffe. Es ist also ein ziemlicher Blödsinn Hornspäne anstatt Blaukorn einzusetzen (habe ich mehrfach in Foren gelesen). Hornspäne ist ein Stickstoffdünger während Blaukorn ein Mehrnährstoffdünger ist.

Im Gegensatz zu synthetisch hergestellten Stickstoffdüngern wirkt Hornspäne langsam und stetig. Das Keratin muss ja zunächst von den Mikroorganismen im Boden abgebaut werden und das dauert seine Zeit. Da der Abbau von verschiedenen Faktoren abhängt lässt sich aber nicht genau vorhersagen, wie schnell Hornspäne im Boden für die Pflanzen verfügbar wird. Im Prinzip kann man aber davon ausgehen, dass der Abbau schneller vonstatten geht,

  • wenn die Hornspäne (das Hornmehl)  feiner geschrotet/gemahlen wurde
  • wenn im Boden genügend Feuchtigkeit vorhanden ist
  • wenn der Boden wärmer ist

Als Faustzahl kann man vielleicht sagen, dass feines Hornmehl innerhalb des ersten Monats verfügbar ist, während grobe Hornspäne seine Wirkung über drei Monate verteilt. Genaueres kann man zum Beispiel einer Untersuchung der “Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg” entnehmen: Untersuchungen zum Umsetzungsverhalten organischer Dünger

Natürlich muss die Hornspäne etwas in den Boden eingearbeitet werden, damit die Mikroorganismen überhaupt damit in Berührung kommen können. Das hat noch den Vorteil, dass der Dünger nicht von Tieren weggeputzt wird. Besonders Hunde aber auch Hühner, Enten, Elstern usw. lieben Hornspäne.

Hornspäne darf übrigens auch zur Düngung im biologischen Anbau verwendet werden. Da fällt einem natürlich sofort ein, dass man THC, Kokain oder Speed noch monatelang nach dem Konsum in den Fingernägeln nachweisen kann. Hoffentlich sind da nicht auch Hormone oder Medikamente gespeichert, die den Tieren vor ihrem Tod verabreicht wurden Als nächstes fällt mir noch BSE ein. Das scheint allerdings kein Problem zu sein, weil Hufe und Hörner natürlich kein Nervengewebe enthalten.

Hornspäne

Hornspäne (von einem lieben Gartenfreund ausgeliehen)

Wir setzten in unserem Garten keine Hornspäne ein, weil er durch den Pferdemist ausreichend mit Stickstoff versorgt ist. Deshalb habe ich mir mal eine Hand voll davon bei einem Freund ausgeliehen. Unter anderem fiel mir dabei auf, dass auf der Tüte als Düngeempfehlung eine Gabe von 100 bis 150 Gramm pro Quadratmeter angegeben war. Oha, das entspricht dann 21 Gramm Reinstickstoff je Quadratmeter oder 210 Kilogramm pro Hektar.  Wenn man nicht mit Kompost düngt und dazu noch Intensivgemüsebau betreibt, dann könnte das vielleicht passen. Für einen normalen Garten fände ich die Hälfte schon zu viel.

Ach ja und dann noch eins, dass ich mehrfach gelesen habe: “Hornspäne im Herbst ausbringen, um die Pflanzen für den Winter zu stärken”. Nein! Nein! Nein! Hornspäne ist ein Stickstoffdünger und mit einer zusätzlich späten Stickstoffgabe kann man Pflanzen nicht für den Winter stärken. Wenn überhaupt, dann würde ich dafür Kalium oder Kalzium verwenden.

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Weblinks:

6 Kommentare zu Hornspäne

  • gunther

    danke für den artikel, genau nach diesen informationen hab ich gesucht

    gruß gunther

  • onlinebroker

    Kann man auch die eigenen Hoerner, aeh also Fingernaegel benutzen? Ist vielleicht etwas wenig, aber fuer ein oder zwei Topfpflanzen reichts ja. Ist bestimmt auch Antibiotika und meistens THC frei.

  • Sabine

    Hätte ich den Artikel mal vor dem Kauf gelesen… mir hatte ein GaLa-Bauer gesagt, dass man Hornspäne im Herbst ausbringt. Jetzt mag ich schon gar nicht mehr, weil mir jetzt erst bewusst wird, WAS das eigentlich ist :( Nachdenken hätte ja vielleicht auch geholfen.
    Kann man was anderes tun, um den Boden nochmal ein bisschen aufzupeppen? Bin Gartenneuling. Irgendwie hat dieses Jahr nichts so schön geblüht wie in den letzten beiden Jahren. Hab aber nichts gedüngt, außer meinem Bambus, der aber durch das nasse Jahr auch gelitten zu haben scheint. Danke und Gruß, S.

  • Nina

    Moin Heiner,

    schöner Beitrag :) Habe gesehen, dass es Hornspäne auch in Bio-Qualität gibt. Da greife ich Deinen Gedanken mit den Drogen in den Hufen nochmal auf und frage mich ernsthaft, ob das dann noch bio sein kann…

    Frohes Gärtnern weiterhin :)

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