Allenthalben liest man, dass Spargel den Urin stinken lässt und dass nach dem Spargelgenuss sogar der Schweiß unangenehm riecht. Wir essen nun seit einem Monat fast täglich Spargel und ich rieche überhaupt nichts. Komisch, der Sache muss ich mal auf den Grund gehen.
Es gab (und gibt) unterschiedliche Erklärungsversuche für dieses Phänomen. Es könnt sein, dass nur ein Teil der Menschen in der Lage ist, den unangenehmen Geruch wahrzunehmen. Andererseits könnte es auch sein, dass gar nicht alle Menschen den Geruch produzieren. Ganz geklärt scheint diese Frage immer noch nicht zu sein, aber eine umfangreiche Studie legt nahe, dass es sich um eine Kombination beider Erklärungsversuche handelt.
Die Fähigkeit zum Abbau der schwefelhaltigen Inhaltsstoffe zu müffelnden Abbauprodukten besitzen demnach nur knapp die Hälfte aller Menschen. Das Geschlecht ist dabei nicht entscheidend. Diese Fähigkeit zum Abbau der schwefelhaltigen Inhaltsstoffe wird (möglicherweise) dominant vererbt.
Daraus den Schluss zu ziehen, dass es bei den Kindern müffelt, wenn es bei beiden Elternteilen müffelt (wie mehrfach publiziert) ist übrigens völliger Blödsinn! Den einzigen Schluss, den man aus dieser dominanten Vererbung ziehen kann ist, dass es bei den Kindern definitiv nicht müffelt, wenn es auch bei beiden Eltern nicht müffelt.
Und gleich noch zu einen weiteren Blödsinn, den ich in mehreren Artikeln zu diesem Thema gelesen habe: Die im Spargel reichlich vorkommende Asparaginsäure ist natürlich nicht für den Geruch verantwortlich. Asparaginsäure ist eine Aminosäure, aus der u.a. auch der Süßstoff Aspartam hergestellt wird. Allerdings ist in der Asparaginsäure überhaupt kein Schwefel enthalten. Und riechen tut es auch nicht, weil es bei Normaltemperaturen eben gar nicht flüchtig ist.
Für den Geruch ist hingegen ein Stoff mit dem ähnlichen Namen Asparagusinsäure verantwortlich. Asparagusinsäure ist eine schwefelhaltige Carbonsäure, die nur im Spargel vor kommt. Besitzt man die genetische Ausstattug zur Spaltung dieser Carbonsäure, dann bildet der Körper daraus Abbauprodukte wie 2-Propenthiosäure-S-methylester und 3-(Methylthio)thiopropionsäure-S-methylester. Und genau diese Abbauprodukte bringen den Urin zum riechen.
Für mich bleibt jetzt nur noch eine ungeklärte Frage: Ist mein Körper gar nicht in der Lage die Asparagusinsäure aufzuspalten oder kann meine Nase den üblen Geruch einfach nur nicht wahrnehmen? Oder beides?
Siehe auch:
Weblinks:
Wenn’s nicht so weit wäre käme ich einfach mal vorbei – ich besitze definitiv beide Fähigkeiten, wie ich neulich gerade wieder feststellen konnte :o)
Bist herzlich eingeladen zu schnuppern wenn Du mal in der Gegend bist ;-)
Was sich die Natur wohl dabei gedacht hat? Welche evolutionären Vorteile hast du wohl, wenn dein Körper genetisch bedingt keine Enzyme zur Metabolisierung der Spargelaromastoffe hat und somit die Geruchsstoffe nicht herstellen kann? Vielleicht wirst du deshalb von den Säbelzahntigern übersehen…äh…geruchlich nicht wahrgenommen.
LG
Sisah
Vielleicht finden Menschen ohne dieses Gen leichter einen Kopulationspartner ;-)
Ich habe versucht die Abbauprozesse im einzelnen zu verstehen (bin aber eher chemischer Laie) Soweit ich es verstanden habe, ist dieser enzymatische Abbau keine Verdauung. Die Abbauprodukte werden ausgeschieden. Der evolutionäre Vorteil dieses Gens könnte aber vielleicht darauf beruhen, dass diese Asparagusinsäure irgendwie schädlich für den Organismus ist.