Ich glaube, ich berichtete bereits, dass ich ein ziemlich inniges Verhältnis zu unserer Kaffeemaschine habe. Dieses Verhältnis war vor Kurzem allerdings stark getrübt, weil die Maschine nach 15797 Tassen Kaffee mit der Meldung “Brühgruppe blockiert” ihren Geist aufgegeben hatte.
Nun sind 15797 Tassen zwar nicht gerade ein Pappenstiel, aber so schnell wollten wir die Maschine nun doch nicht dem Müllmann übergeben. Es war schnell klar, dass der Fehler nicht wirklich eine blockierte Brühgruppe war, sondern dass es sich um etwas ernsteres handelt. Nach intensiver Recherche im Internet war klar, dass ein paar Teile auf der Steuerplatine durchgebrannt waren. Also habe ich die Maschine komplett zerlegt und die defekten Teile mit tatkräftiger Hilfe von Mailins Bruder ersetzt. Seit dem ist mein Verhältnis zu unserer Kaffeemaschine fast noch besser als vorher.
Wenn man sich genau an die beigelegte Pflegeanleitung unserer Saeco Incanto de luxe (Type SUP021YBDR) hält (was wir natürlich gemacht haben), dann sind durchgebrannte Bauteile auf der Platine leider vorprogrammiert. In der Anleitung steht nicht ein Wort davon, dass die Brühgruppe gelegentlich eingefettet werden muss. Im Gegensatz dazu raten die Mitglieder im Saeco Support Forum dazu, die Brühgruppe etwa alle 500 Tassen zu fetten. Wenn das ausbleibt kann die Brühgruppe schwergängig werden. Das führt dann zuletzt dazu, dass ein Leistungstransistor und weitere Teile auf der Steuerplatine durchbrennen. Wir hätten unsere Maschine in den letzten Jahren also besser 32 Mal einfetten sollen um den Fehler zu vermeiden.
Saeco gehört seit 2009 zum Philips-Konzern. Auf der Seite des Konzerns gibt es inzwischen einen etwas versteckten Hinweis, wie die Brühgruppe gefettet werden kann. Da nach der dort gezeigten Methode nicht alle Lager geschmiert werden und besonders weil die Brühgruppe so nicht gründlich gereinigt werden kann, habe ich mich lieber an eine Anleitung aus dem oben genannten Forum (PDF) gehalten. Dort wird zwar das Reinigen und Einfetten einer etwas anderen Brühgruppe gezeigt, aber die Brühgruppen aller Saeco Geräte sind sehr ähnlich aufgebaut.
Da diese Saeco-Automaten vermutlich auch im Haushalt einiger unserer Leser stehen, gehe ich mal wieder etwas Off Topic und dokumentiere, wie ich genau vorgegangen bin.
Reinigen und Einfetten einer Saeco Brühgruppe
Die Brühgruppen der Saeco-Geräte sind herausnehmbar. Sie sollen wöchentlich unter fließendem Wasser abgespült werden. Die folgende Prozedur werden wir bei unserer Maschine in Zukunft zusätzlich etwa alle 500 Brühvorgänge wiederholen:
Wassereinlaufstutzen entfernen
Zunächst wird der Wassereinlaufstutzen entfernt, durch den das Wasser aus dem Vorratsbehälter in die Brühgruppe läuft. Dieser Stutzen wird durch eine Schraube und eine Klammer gehalten. Man erreicht die Schraube, indem man den Schraubenzieher durch eine kleine Öffnung auf der Vorderseite der Brühgruppe führt. Anschließend hebt man die Klammer etwas an und zieht den Wassereinlaufstutzen nach außen. Das Ganze ist eine etwas fummelige Angelegenheit, deshalb sollte man sich dabei Zeit lassen.
Crema-Ventil entfernen
Das Crema-Ventil befindet sich oben an der Brühgruppe. Nachdem man die beiden Schrauben am Ventil und zusätzlich die beiden Schrauben an der kleinen Schlauchhalterung gelöst hat, kann man das Ventil leicht heraus nehmen.
Oberen Kolben und Edelstahlsieb entfernen
Der obere Kolben wird durch vier Klammern gehalten. Alle vier Klammern müssen etwas nach außen gedrückt werden, dann kann die Baugruppe mit dem Kolben nach unten geschoben werden. Da man meist nicht vier Hände und zusätzlich eine weitere Hand zum Festhalten der Brühgruppe zur Verfügung hat, ist auch diese Aufgabe etwas fummelig. Nicht Aufregen, mit etwas Geduld klappt das schon. Ich habe die Klammern einer nach der anderen gelöst und den Kolben dann jeweils etwas nach unten gedrückt. Dadurch wird verhindert, dass die Klammer gleich wieder zurück springt.
Seitenwände entfernen
Nun werden die beiden Seitenwände der Brühgruppe entfernt. Dazu müssen nur die drei Schrauben gelöst werden, durch die die Wände zusammen gehalten werden.
Kurbelwelle entfernen
Nun wird die Kurbelwelle entfernt. Sie ist über kleine Plastikklötzchen beweglich in einer Führungsschiene an der Brühkammer montiert. Auch bei dieser Aufgabe ist etwas Fummelarbeit erforderlich. Ich habe die Welle vorsichtig aus dem Lager gehoben und die Klötzchen dann zur Seite geschoben. Anschließend kann die Kurbelwelle mit sanfter Gewalt von der Brühkammer entfernt werden.
Stößel und Pleuel entfernen
Wenn man das Pleuel, dass den Stößel bewegt, mit etwas Kraft aus seinem Lager drückt, dann kann man anschließend auch den Stößel leicht aus seinem Lager heraus ziehen. Insbesondere der Schaft des Stößel war bei unserer Maschine sehr stark verunreinigt. Vermutlich war er letztendlich für den Defekt verantwortlich.
Nachdem die Brühgruppe nun völlig demontiert ist, kann sie im Spülbecken mit Kaffeelöser (oder Spülmittel) ordentlich eingeweicht werden. Jedes einzelne Teil wird dann gründlich gereinigt und anschließend mit klarem Wasser abgespült.
Als nächstes sollen einige Lager geschmiert werden. Dafür müssen die entsprechenden Teile trocken sein. Die gereinigten Teile werden also abgetrocknet und dann zum endgültigen trocknen auf einem Handtuch ausgebreitet.
Dichtungen wechseln
In der Zwischenzeit bleibt genügend Zeit, um die Dichtungen zu überprüfen und gegebenenfalls zu ersetzen. Leider ist es mir nicht gelungen, die Dichtung heraus zu bekommen, durch die der Schaft des unteren Kolbens in die Brühkammer geführt wird. Ich wollte dort nichts kaputt machen und die Dichtung schien in Ordnung zu sein, also verschiebe ich den Wechsel mal auf das nächste Mal. Die drei anderen Dichtungen habe ich vorsorglich ersetzt.
Lager einfetten
Wenn die Teile ganz abgetrocknet sind können die Lager mit Silikonfett geschmiert werden. Im Gegensatz zur Philips/Saeco-Anleitung wird in der Anleitung im Saeco-Support-Forum nicht dazu geraten die Führungsschienen der Kurbelwelle einzufetten. Mir erschien das plausibel, also habe ich nur den Schaft des unteren Kolbens, und alle Lager ganz dünn mit Silikonfett eingepinselt. Außerdem habe ich den O-Ring des oberen Kolbens dünn mit Silikonfett überzogen.
Zuletzt kann die Brühgruppe wieder zusammen gebaut werden. Nachdem alles ohne übrig gebliebene Teile zusammen gesetzt ist, kommt die Stunde der Wahrheit. Die Brühgruppe wird in den Automaten eingesetzt und man kocht sich eine Tasse Kaffee. Bei uns war der Unterschied deutlich zu hören. Das leise Knartschen, dass vorher immer zu hören war ist verschwunden.
Heiner, “15797 Tassen Kaffee” hatte die Maschine bereits produziert… Dann muss halt mal ne neue her. Wenn jeder Besizter nun die Maschine regelmaessig fettet, geht die Firma irgendwann pleite! Absolut geniale Wartungsanleitung!! Gruss, Heiko
Vielen Dank für diesen Tipp. Wir haben nämlich auch ein sehr inniges Verhältis zu unserem Kaffeeautomaten und wollen doch, dass sie lange lebt ;-). Viele Grüße, Brigitta
vielen dank für diese Idee, darauf wäre ich nicht gekommen, die komplette brühgruppe auseinanderzunehmen…., ich weiß allerdings nicht, ob ich die auchwiederzusammengebaut bekomme? meine brühgruppe schon die zweite jetzt, knart wie verrückt und brüht manchmal auch kein kaffee und billig ist die ja auch nicht gerade…auch ich hänge an meiner kaffeemaschine…..ich bewege die mechanik der brühgruppe und dann geht es wieder für 1, 2 oder 3 brühungen….viele grüße
Wir nehemen natürlich auch nicht jedes Mal alles auseinander ;-) In diesem Fall waren ja Teile der Elektronik duchgebrannt. Da habe ich nach der Reparatur lieber mal alles richtig gefettet und auch gleich die Dichtungen gewechselt.
Normalerweise fetten wir jetzt nach etwa 1000 Tassen alle Lager, die von außen erreichbar sind. Wichtig scheint besonders der Schaft des Stößels zu sein. Nachdem man den gefettet hat, ist das Knartschen meist schon verschwunden.
Danke für diesen ausführlichen und für mich sehr hilfreichen Bericht. Habe gleich gereinigt und gefettet.
Doch was mache ich mit den Tabletten “Coffee oil remover”?
Danke für eine Antwort und frohe Ostern
Hallo Gisela,
Mit den Tabs reinigst Du alle Bereiche, durch die der fertige Kaffee fließt. Z.B. bildet sich in der Wasser-Auffangschale irgendwann ein brauner Film am Boden und den Seitenwänden. Das sind ölige Rückstände vom Kaffee, die sich so natürlich auch innerhalb der Maschine befinden. Sieht nicht schön aus, schmeckt irgendwann komisch und verklebt. Mit diesen Tabs lößt Du diese Rückstände. Ich mache das bei mir so alle 2-3 Monate.
Sollten mal Ersatzteile (Dichtungen etc.) nötig sein, kann ich die österreichische Firma: http://www.kaffeemaschinendoctor.at/ sehr empfehlen. Seht mal rein. Bei meiner Saeco incanto war das Schneckenrad des Malwerks abgenutzt. Ich habe dort die notwendigen Ersatzteile bekommen + eine ausführliche Demontage-, Umbau- und Montage Anleitung. Hat mich einen Bruchteil einer Saeco Reparatur gekostet.
Sehr hilfreicher Beitrag!!!! Meine Incanto deluxe schnurrt wieder wie am ersten Tag! Kann nur Danke sagen
Hallo Heiner,
vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht. Ich habe zwar eine Exprelia aber die grundlegenden Schritte sind dort ja gleich. Leider geht dein Link zu der PDF Anleitung nicht mehr bzw. führt ins leere.
Du schreibst in deinem Kommentar etwas von “Stössel”. Was genau meinst du damit?
Gruß
Andreas
Hmm, ich meinte damit den Schaft vom unteren Kolben, mit dem das Kaffeemehl nach oben gegen das Sieb gedrückt wird. Auf diesem Foto ist es das zweite Teil unten links:

Hallo allerseits,
woher habt ihr eigentlich die Ersatzteile für eure Saeco Maschine? Ich habe mir bisher meine Ersatzteile immer hier geholt und war immer zufrieden. Vielleicht hilft es ja jemanden: http://www.strickling-onlineshop.de/saeco-philips/?p=1
Liebe Grüße
Claudia Freud
Soweit ich mich erinnere haben wir hier gekauft: https://www.kaffeemaschinendoctor.de/Saeco-Ersatzteile:::89.html. Die Ersatzteile gibt’s aber auch anderswo. Einfach mal eine Suchmaschine bemühen.
Super beschrieben. Vor allem die vielen Fotos machen es leichter, die Tipps nachzuvollziehen. Bei meinem letzten Kaffeevollautomaten habe ich leider so gut wie gar nichts gemacht was Reinigung und Pflege anbelangt. Dementsprechend hat der Kaffee dann auch geschmeckt nach einiger Zeit. Bei meiner neuen werde ich das definitiv anders machen. Da sind solche Beiträge immer sehr hilfreich. Vielen Dank und viele Grüße, Mario.
HALLO zusammen,
Saeco Incanto rondo
Kaffemaschine läuft aus obwohl Brühgruppe vollständig gereinigt wurde und der Auslaufstutzen ist frisch gewechselt
Bauche hilfe habe keine passende erklärung
Moin,
vielen Dank für die schöne Anleitung, mit der es mir leicht fiel, die Brühgruppe meiner gebraucht erstandenen Saeco Incanto Deluxe s-class zu demontieren. Nur bei Stößel und Pleuel kam ich nicht weiter. Der Pleuel sitzt bei meiner Brühgruppe extrem fest, ich habe etwas Angst, ihn beim heraushebeln zu beschädigen. Hast Du da einen Tipp? Ich habe die letzten Teile jetzt zunächst zusammengebaut in die Reinigungsflüssigkeit getan, würde aber gerne den letzten Schritt noch hinbekommen, denn der entscheidende Dreck sitzt ja wie von Dir beschrieben am Stößel, und fetten kann ich da ohne auszubauen auch nicht…
Viele Grüße aus dem nahen Oldenburg
Simon